Erinnern Sie sich am Abend daran, in welcher Stimmung Sie am Morgen aufgewacht waren?
Was haben Sie zu Mittag gegessen? Wie hat sich die Luft auf dem Weg nach Hause angefühlt?

Heute sind wir alle mit Informationen, Impulsen, Eindrücken und mit den zu erledigenden Aufgaben so sehr überflutet, dass sich oft das Gefühl einstellt, das Leben geht an einem vorbei. Ergibt sich ein Moment der Ruhe, kommen die Gedankenschwärme und haben unsere Empfindungen und Handlungen fest im Griff. Die Achtsamkeit, die eine besondere Form von Aufmerksamkeit darstellt, holt uns behutsam und wohlwollend in das Hier und Jetzt zurück. Sie ermöglicht es uns, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft zu verweilen, sondern jeden Augenblick bewusst zu erleben. Die besondere Wirkung der Achtsamkeit besteht aber auch darin, dass wir lernen, die Geschehnisse und unsere Reaktionen darauf, also unsere Gedanken und Gefühle, zu beobachten, sie da sein zu lassen, ohne sie zu bewerten oder sie verändern zu wollen, auch, wenn sie unangenehm sind. Und gleichzeitig lassen wir uns nicht mehr von den Gedanken beeinflussen.
​So beginnen wir, Herr unserer Gedanken zu werden. 

Die Achtsamkeitspraxis kommt ursprünglich aus dem Buddhismus. Der amerikanische Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn erkannte in der alten Meditationslehre ein großes heilendes Potential für die Menschen im 21. Jahrhundert. In den 70er Jahren entwickelte er daraus ein medizinisch systematisches Programm, dass auf Stressbewältigung mit Hilfe der Meditation abzielt und unter MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction = Stressbewältigung durch Achtsamkeit) bekannt ist. Das Programm ist inzwischen umfassend wissenschaftlich erforscht und seine Wirksamkeit ist zahlreich belegt worden.